K.O.NSENS
20.06.2009 – 05.07.2008
Blast, Köln
Mattijs Bredewold, Anneke Ingwersen, Tamara Lorenz, Ulrike Möschel, Max Schulze, Sebastian Wickeroth
Bilder: Max Schulze
Rampe: Sebastian Wickeroth
Skulptur: Tamara Lorenz
Die Forderung des "Sich-Behauptens" scheint eine auf mehreren Ebenen angesiedelte landläufig akzeptierte Notwendigkeit künstlerischer Biografie und Praxis. Übersetzt man den Begriff ins Englische erhält das Sich-Behaupten neben der existenziellen philosophischen Dimension des "to hold one's own" auch das Moment durchaus handfester Revierverteidigung: "to maintain one's ground". Könnte also pauschal eine Tendenz zur Abgrenzung und zur Attitüde des "Lone Wolf" in letzter Konsequenz vermutete werden, mag das "Sich-Behaupten" im Kontext der Kunst doch selbst eine Be-Hauptung sein. Denn was geschieht etwa, wenn nun die Arbeiten sechs individueller Künstler in einem Raum aufeinander treffen, deren Schnittmenge fern erdachter thematischer Klammern und Brücken lediglich das gemeinsame Stipendium im Schloss Ringenberg ist?
K.O.NSENS – so der spekulative Titel dieser Ausstellung. Hat man schon einmal etwas gehört von den Spielregeln solcher Disziplinen wie dem "Artistischen Sechskampf"? Und was passiert eigentlich nach einem konsensuell festgestellten, kollektiven k.o aller Kandidaten? Vermutlich tritt schlagartig gespannte Stille ein, in der die konzentrierte Aufmerksamkeit der Zuschauer sich auf die Andeutung leisester Regungen richtet – keine schlechte Haltung der Kunst gegenüber. Lassen sich nicht hier und da wiederholte aufsteigende oder pulsierende Bewegungen bemerken? Tatsächlich scheinen die Arbeiten der sechs Künstler auf ungewöhnliche Weise zu korrespondieren - die einen mehr die anderen weniger - so als hätten sie sich für einen Moment auf der gleichen Wellenlänge eingefunden. Ob der gemeinsam Aufenthalt im Schloss nun die Frequenzen für solch temporäre, punkthafte Verbindung abgeglichen hat, tritt dabei als mögliche Erkenntnis zurück, hinter dem starken Erlebnis der Betrachtung – deren Genuss sich abhängig von der Perspektive sowohl als zusammenhängendes Raumbild als auch mit Blick auf die einzelne Arbeit einzustellen vermag. Allein für den Augeblick ist das "Sich-Behaupten" damit suspendiert und schlägt um in ein lustvolles Plädoyer für die Autonomie der Wahrnehmung.
Einen energetischen Empfang bereitet Mattijs Bredevolt mit blinkender Leuchtschrift und hölzern-malerischem Flipperautomaten in scheinbar ungebrochener Umsetzung vergnügungsindustrieller Vorstellungsbilder. Dann öffnet die membranbespannte, farbige Rampenkonstruktion von Sebastian Wickeroth die "BLAST Arena" wie ein unbetretbares Sprungbrett in den Raum. Seine Arbeit katapultiert den Besucher geradewegs in Max Schulzes Bild mit fliegenden Formsplittern und schwebenden Linien, deren Verquickung von zufällig entstandenen und kompositorisch gesetzten Partien den Malprozess selbst zum Thema machen. In einem unerklärlichen Crash scheint Ulrike Möschels Rutsche buchstäblich vor die Wand gefahren, um hier mit deformiertem Korpus und geborstenen Gliedmaßen einen Balanceakt von geradezu tänzerischer Fragilität und Eleganz zu vollführen. Die abstrakt-möbelhafte Skulptur von Tamara Lorenz spielt ebenfalls mit einer offenen figurativen Anmutung, die sich über separate Ansichtsseiten ergibt: geometrische Strenge und geschlossene graue Körper auf der einen und offene Fächer als Bilder-Display auf der anderen Seite. Anneke Ingwersens Videoarbeit entfaltet eine ganz eigene Raumtemperatur in der Black Box, wo pulsierende Lichtfiguren einer Choreografie von Annäherung und Distanz folgen, ohne wirklich fassbar zu werden.
Text: Gudrun Bott / Marcus Lütkemeyer
K.O.NSENS
20.06.2009 – 05.07.2008
Blast, Köln
Mattijs Bredewold, Anneke Ingwersen, Tamara Lorenz, Ulrike Möschel, Max Schulze, Sebastian Wickeroth
Bilder: Max Schulze
Rampe: Sebastian Wickeroth
Skulptur: Tamara Lorenz
Die Forderung des "Sich-Behauptens" scheint eine auf mehreren Ebenen angesiedelte landläufig akzeptierte Notwendigkeit künstlerischer Biografie und Praxis. Übersetzt man den Begriff ins Englische erhält das Sich-Behaupten neben der existenziellen philosophischen Dimension des "to hold one's own" auch das Moment durchaus handfester Revierverteidigung: "to maintain one's ground". Könnte also pauschal eine Tendenz zur Abgrenzung und zur Attitüde des "Lone Wolf" in letzter Konsequenz vermutete werden, mag das "Sich-Behaupten" im Kontext der Kunst doch selbst eine Be-Hauptung sein. Denn was geschieht etwa, wenn nun die Arbeiten sechs individueller Künstler in einem Raum aufeinander treffen, deren Schnittmenge fern erdachter thematischer Klammern und Brücken lediglich das gemeinsame Stipendium im Schloss Ringenberg ist?
K.O.NSENS – so der spekulative Titel dieser Ausstellung. Hat man schon einmal etwas gehört von den Spielregeln solcher Disziplinen wie dem "Artistischen Sechskampf"? Und was passiert eigentlich nach einem konsensuell festgestellten, kollektiven k.o aller Kandidaten? Vermutlich tritt schlagartig gespannte Stille ein, in der die konzentrierte Aufmerksamkeit der Zuschauer sich auf die Andeutung leisester Regungen richtet – keine schlechte Haltung der Kunst gegenüber. Lassen sich nicht hier und da wiederholte aufsteigende oder pulsierende Bewegungen bemerken? Tatsächlich scheinen die Arbeiten der sechs Künstler auf ungewöhnliche Weise zu korrespondieren - die einen mehr die anderen weniger - so als hätten sie sich für einen Moment auf der gleichen Wellenlänge eingefunden. Ob der gemeinsam Aufenthalt im Schloss nun die Frequenzen für solch temporäre, punkthafte Verbindung abgeglichen hat, tritt dabei als mögliche Erkenntnis zurück, hinter dem starken Erlebnis der Betrachtung – deren Genuss sich abhängig von der Perspektive sowohl als zusammenhängendes Raumbild als auch mit Blick auf die einzelne Arbeit einzustellen vermag. Allein für den Augeblick ist das "Sich-Behaupten" damit suspendiert und schlägt um in ein lustvolles Plädoyer für die Autonomie der Wahrnehmung.
Einen energetischen Empfang bereitet Mattijs Bredevolt mit blinkender Leuchtschrift und hölzern-malerischem Flipperautomaten in scheinbar ungebrochener Umsetzung vergnügungsindustrieller Vorstellungsbilder. Dann öffnet die membranbespannte, farbige Rampenkonstruktion von Sebastian Wickeroth die "BLAST Arena" wie ein unbetretbares Sprungbrett in den Raum. Seine Arbeit katapultiert den Besucher geradewegs in Max Schulzes Bild mit fliegenden Formsplittern und schwebenden Linien, deren Verquickung von zufällig entstandenen und kompositorisch gesetzten Partien den Malprozess selbst zum Thema machen. In einem unerklärlichen Crash scheint Ulrike Möschels Rutsche buchstäblich vor die Wand gefahren, um hier mit deformiertem Korpus und geborstenen Gliedmaßen einen Balanceakt von geradezu tänzerischer Fragilität und Eleganz zu vollführen. Die abstrakt-möbelhafte Skulptur von Tamara Lorenz spielt ebenfalls mit einer offenen figurativen Anmutung, die sich über separate Ansichtsseiten ergibt: geometrische Strenge und geschlossene graue Körper auf der einen und offene Fächer als Bilder-Display auf der anderen Seite. Anneke Ingwersens Videoarbeit entfaltet eine ganz eigene Raumtemperatur in der Black Box, wo pulsierende Lichtfiguren einer Choreografie von Annäherung und Distanz folgen, ohne wirklich fassbar zu werden.
Text: Gudrun Bott / Marcus Lütkemeyer